Ich habe noch etwa 250 grüne Tomaten „auf den Halmen“.
Lässt mich das Wetter auch in diesem Jahr im Stich?
Gerade jetzt? Wo es bei mir doch vor Tomaten nur so wimmelt.
Ihr erinnert Euch, ich habe im vergangenen Jahr über meine allererste Tomatenzucht berichtet.
In diesem Jahr habe ich erneut im April mit den Setzlingen begonnen, sie aber in Eimern eingepflanzt. Das Tomatenzelt des Vorjahres war anderweitig im Einsatz. Ich konnte es nicht verwenden.
Ich will hier für Tomaten im Eimer eine Lanze brechen.
Ich möchte aber gleich zu Anfang eines erwähnen:
Ich hätte zu 100% aufgegeben, wenn ich nicht zufällig auf NDR 3 eine Koch-/Grill-Sendung mit Rainer Sass gesehen hätte, in der auch der Gartenfachmann des NDR 3 einen Auftritt zum Thema Tomaten hatte. Ich glaube der Ort des Geschehens war die Insel Sylt, es ging um das Grillen von Fisch (?), auch mit Grillgemüse und es war der Juni dieses Jahres.
Soweit meine Erinnerungen.
Gottlob erwähnte der weißbärtige Gartenfachmann des NDR auch die Tomatenzucht in der Großstadt, auf dem Balkon, im Eimer.
Und wie lautete die in einen Nebensatz gefasste und von mir zufällig aufgeschnappte Botschaft dieser Sendung an mich?
„Tomaten können im Eimer erfolgreich großgezogen werden. Sie brauchen aber doppelt so viel Dünger wie Freiland-Tomaten und doppelt so viel Wasser!“
Da war ich platt.
Ab diesem Tag wässerte ich die Tomaten im Plastikeimer 2x bis 3x pro Tag ausgiebig.
Die Eimer sind einfache Wischeimer und jeder hat seitlich 1 cm über dem Boden 4 bis 6 Löcher mit 1 ,5 cm Durchmesser für den Wasseraustritt. Diese Löcher sind dringend erforderlich.
Die vom Gartenfachmann verordnete Wassermenge ist offensichtlich deshalb einzuhalten, weil die Sonne die Pflanzerde im Eimer sehr schnell und durchgehend austrocknet, sie sich zusammenzieht und das nachgegossene Wasser zu allererst erst einmal sofort aus dem Eimer herausläuft, bis die Pflanzerde sich wieder vollgesogen und ausgeweitet hat.
Da also ½ des Wassers sofort herausläuft muss die Wassermenge verdoppelt werden.
Ganz einfach. Das leuchtet mir ein.
Jetzt ein paar gewichtige Worte zum Dünger.
Ich verwendete von Anfang an organischen Flüssigdünger namhafter und bekannter Hersteller. Aber auch bei doppelter Menge kam meine Tomatenzucht nicht so richtig in die Pötte.
Ich las mir also durch was da drin ist. Dann las ich auch durch, wie und wann gedüngt werden muss, wenn man Freilandtomaten züchtet.
Danach hatte ich die ultimative Eingebung!
Ich mixte diese Erkenntnisse und kam zum Ergebnis = alles ist Bullschitt.
Der Landwirt weiß was ich meine. Für Großstädter, die keine lebendige Kuh kennen, kultivierter ausgedrückt: Es handelt sich um die Exkremente von Hornviechern = Rinderdung oder landläufig Kuhmist.
Um daran zu gelangen muss man sich keine Kuh halten oder auf irgendeiner ländlich gelegenen Weide darauf warten, wann sich eines der Rinder in greifbarere Nähe erleichtert, um bei dieser Gelegenheit einen Eimer unter besser hinter sie zu halten.
Rinderdung gibt es in der Freiluft Gartenabteilung eines jeden Baumarkts. Abgepackt sind die Pellets fast müffeldicht in Kunststofftüten. Die Betonung liegt auf „fast müffeldicht“.
Wenn Ihnen in der Schlange an der Kasse freiwillig und ohne zu fragen Platz gemacht wird, wissen Sie was „fast müffeldicht“ bedeutet.
Ich habe mir einen Satz 1xLatex-Handschuhe übergezogen und je Tomaten-Eimer 1 richtig große Handvoll Pellets aufgelegt. Darauf habe ich etwa 3 cm Blumenerde gepackt und diese mit der Hand etwas festgeklopft.
Das mit dem Dung habe ich dann jeden Monat getan.
Und natürlich habe ich artig gewässert was der Zeug hält.
Ich kann Euch sagen, die Tomaten sind binnen kürzester Zeit fast aus dem Eimer gesprungen.
So ein explosionsartiges Wachstum habe ich nicht erwartet.
Die Tomatenpflanzen sind regelrecht emporgeschossen.
Alle 2 Tage musste ich die Triebe neu anbinden und mit links waren sie bei 2 Meter Höhe angelangt. Da habe ich ihnen sogar die Spitzen kappen müssen.
Jetzt hängt hier alles voller Tomaten.
Aber ich bekomme die grünen Dinger sicherlich nicht mehr rot.
Schade.
Nächstes Jahr beginne ich gleich mit der Kuhkacke, vielleicht klappt es dann mit einem ultimativen Ernteerfolg und einer frühen, großzügigen Ernte im September.
In diesem Jahr war ich nach einem äußerst schwachen Start trotzdem ganz unerwartet noch reichlich erfolgreich gewesen. Ich bin aber dennoch traurig, die vielen, vielen grünen Tomaten wohl nicht mehr ernten zu können. Denn eigentlich stecken gerade in ihnen meine neuste Innovation und mein nahezu unerschöpflicher Arbeitseifer.
Für den tomatenverrückten Gartenfan hier noch einen wertvollen Tipp.
Auch aus dem Fernsehapparat.
Diesmal stammt er aus einer Gartensendung des MDR.
Ein Tomispezi, der wohl an die 200 Tomatensorten züchten soll und mit den Sämereien handelt, verriet uns Zuschauern freundlicherweise einen tollen Tipp, um eine bestmögliche Bestäubung zu erreichen:
Unten um die Tomaten herum pflanzt er Strauchbasilikum.
Ein echtes Highlight für Insekten. Diese werden durch den Blütenduft unwiderstehlich angezogen, besuchen wie verrückt die Basilikumblüten und wenn das Gedränge auf denen zu groß wird, bestäuben sie während ihrer Wartezeit gleich mal so nebenbei auch die Tomatenblüten.
Das nenne ich ein Maximum an tollen Tipps.
Ich fasse einmal zusammen.
Das Zusammenfassen am Ende hat mir bei Gittis Berichten immer gut gefallen und ich ahme es einmal nach:
1. Einfache Wischeimer + Blumenerde + Tomatenpflanzen.
2. + monatlich 1 Handvoll Rinderdung
3. Täglich 3 x 10 Liter Wasser pro 10 Eimer ( 3 x 1 Liter je Eimer)
4. Dazwischen einige ausreichend große Blumentöpfe mit Strauchbasilikum.
5. Das Ganze gut gegen Regen von oben abdecken
6. Wer mit den Tomaten so früh im Jahr anfängt wie ich, der sollte auch die Seiten um die Tomaten herum gut verschließen können, denn Mitte April ist der Frost noch allgegenwärtig und ganz fix sind die im April noch lüttjen Tomatenpflänzchen erfroren.
Viel Glück wünscht Euch
Karin
Tomatenzüchterin aus und mit Leidenschaft
Ich habe meinem Mail einige Fotos beigefügt + bitte
sie zusammen mit meinem Tomaten-Tagebuch 2015
zu veröffentlichen.
